Bohr

Bohr
Bohr [nach dem dän. Physiker N. H. D. Bohr (1885–1962)], das; -s, -; Einheitenzeichen: b: eine atomare Einheit der Länge, die dem Abstand des Elektrons vom Wasserstoffkern entspricht (Bohr-Radius; Formelzeichen: ao): ao = 5,291 772 49 · 10‒11 m.

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Bohr,
 
1) Aage Niels, dänischer Physiker, * Kopenhagen 19. 6. 1922, Sohn von 3); seit 1956 Professor in Kopenhagen; entwickelte zusammen mit B. R. Mottelson die als Kollektivmodell bezeichnete Theorie der Kernstruktur, mit der sich die von ihm 1950/51 unabhängig von L. J. Rainwater erkannten Kollektivbewegungen der Nukleonen (Oberflächenschwingungen und Rotationen der Atomkerne) und Kerndeformationen sowie die Eigenschaften deformierter Atomkerne beschreiben und deuten lassen. Hierfür erhielt er zusammen mit Mottelson und Rainwater 1975 den Nobelpreis für Physik.
 
Werk: Nuclear structure, auf 3 Bände berechnet (1969 ff., mit B. R. Mottelson; deutsch Struktur der Atomkerne).
 
 2) Harald August, dänischer Mathematiker, * Kopenhagen 22. 4. 1887, ✝ ebenda 22. 1. 1951, Bruder von 3); lehrte 1915-30 an der TH, danach an der Universität in Kopenhagen. Von Bedeutung ist neben Arbeiten zur Funktionentheorie und zur analytischen Zahlentheorie seine aus der Untersuchung der Dirichlet-Reihen hervorgegangene Theorie der fastperiodischen Funktionen (1925 ff.).
 
Ausgabe: Collected mathematical works, 3 Bände (1952).
 
 3) Niels Henrick David, dänischer Physiker, * Kopenhagen 7. 10. 1885, ✝ ebenda 18. 11. 1962, Bruder von 2), Vater von 1); seit 1916 Professor, seit 1920 Direktor des Instituts für theoretische Physik in Kopenhagen (1943-45 in den USA; emigriert); einer der großen Forscher und Wegbereiter auf dem Gebiet der Atom- und Kernphysik. 1913 entwickelte Bohr, auf den Vorstellungen von E. Rutherford über den Atombau aufbauend, durch Anwendung der Quantenhypothese (M. Planck 1900, A. Einstein 1905) das nach ihm benannte Atommodell, mit dem er das Wasserstoffspektrum erklären konnte. Die experimentelle Bestätigung seiner von ihm 1918 zum Korrespondenzprinzip erweiterten Vorstellungen trug wesentlich dazu bei, dass sich diese neue Theorie (heute als »ältere Quantentheorie« bezeichnet) rasch durchsetzte. 1921 konnte er auf der Basis seines von A. Sommerfeld erweiterten Atommodells mit seinem Aufbauprinzip (Atom) eine theoretische Erklärung des Periodensystems der chemischen Elemente geben, indem er für die Atome einen Schalenaufbau annahm. Nach der Aufstellung der Quantenmechanik (W. Heisenberg 1925, E. Schrödinger 1926) gelang es Bohr 1927 in Zusammenarbeit mit Heisenberg, die Entwicklung der Quantentheorie mit der Kopenhagener Deutung vorläufig abzuschließen, wobei er zu der Überzeugung kam, dass zur vollständigen Beschreibung der atomaren Erscheinungen und des bei ihnen zutage tretenden Welle-Teilchen-Dualismus sowohl das Teilchen- als auch das Wellenbild notwendig seien. Bohr hat den Gedanken der Komplementarität später auch auf die Philosophie und Biologie übertragen. Ab 1935 befasste er sich v. a. mit Fragen der Kernphysik. Er führte zur Erklärung der Kernreaktionen bei Teilchenbeschuss den Begriff des Compoundkerns ein und entwickelte das Sandsackmodell und das Tröpfchenmodell des Atomkerns sowie 1939 zusammen mit J. A. Wheeler eine Theorie der von O. Hahn und F. Strassmann entdeckten Kernspaltung des Urans, die wichtig war für deren spätere technische Nutzung. - Für seine Forschungen über die Atomstruktur erhielt Bohr 1922 den Nobelpreis für Physik.
 
Werke: Drei Aufsätze über Spektren und Atombau (1922); Über die Quantentheorie der Linienspektren (1923); Atomtheorie und Naturbeschreibung (1931); Atomphysik und menschliche Erkenntnis (1958).
 
Ausgabe: The philosophical writings, 3 Bände (1987).
 
 
R. Moore: N. B. Ein Mann u. sein Werk verändern die Welt (a. d. Amerikan., 1970);
 
N. B. 1885-1962. Der Kopenhagener Geist in der Physik, hg. v. K. von Meyenn u. a. (1985);
 E. P. Fischer: N. B. Die Lektion der Atome (1987);
 U. Röseberg: N. B. Leben u. Werk eines Atomphysikers (31992).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Bohr: Ein Atommodell zeigt den Aufbau der Materie
 

Universal-Lexikon. 2012.

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